OPC in Kombination mit Vitamin C? Einfach unglaublich!

OPC in Kombination mit Vitamin C? Einfach unglaublich!

OPC in Kombination mit Vitamin C? Einfach unglaublich!

 

Traubenkernextrakt wird schon seit einigen Jahren als Quelle für oligomere Proanthocyanidine, kurz „OPC“, in Nahrungsergänzungen verwendet. OPC gehört zu den Polyphenolen der Gruppe der Flavan-3-ole und zählt zu den sekundären Pflanzenwirkstoffen. Mittlerweile haben mehrere wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit von OPC als Radikalfänger, als Zell- und Gefäßschutz und Anti-Aging-Mittel bestätigt (1,2,3,4). Dadurch wurde OPC ein fester Bestandteil im Repertoire der Nahrungsergänzungsmittel und viele Hersteller bieten Kapseln und Tabletten auf der Basis von Traubenkernextrakt an. Da OPC selbst eine sehr hohe antioxidative Wirkung besitzt und zugleich die Wirkung von antioxidativen Vitaminen wie Vitamin A, E und C verstärkt, bieten einige Hersteller OPC-Vitamin-Kombipräparate an, bei denen Traubenkernextrakt und Vitamin C oder Vitamin E zusammen in einer Kapsel enthalten sind.

Eine Analyse des Instituts für Lebensmittelchemie der TU Braunschweig hat jedoch ergeben, dass die OPC-Werte bei solchen Kombinationspräparaten so gut wie immer falsch ausgezeichnet sind. Die bislang verwendeten Analyseverfahren zur Ermittlung des OPC-Gehalts von Nahrungsergänzungen werden durch die Zugabe von Vitaminen verfälscht, mit dem Ergebnis, dass ein viel höherer Gehalt an OPC gemessen wird, als eigentlich im Produkt vorhanden ist. Aus diesem Grund sollte man als Verbraucher vorsichtig sein, was den OPC-Gehalt von OPC-Vitamin-Kombipräparaten anbelangt. Der wirkliche OPC-Gehalt bei solchen Präparaten beträgt meistens nur einen Bruchteil der deklarierten Werte.

 

 

 


 

OPC und Vitamin C verstärken sich gegenseitig

OPC hat eine 20-mal höhere antioxidative Wirkung als Vitamin C und wirkt 40-50-mal stärker als Vitamin E (2,3,4). Gleichzeitig verstärken OPC und antioxidative Vitamine sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Nimmt man zum Beispiel Vitamin C und OPC zusammen ein, verstärkt OPC die Wirkung von Vitamin C um das Zehnfache (2,3). Aufgrund dieser synergistischen Wirkung empfiehlt es sich, OPC und Vitamine zusammen einzunehmen, weshalb viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Kombipräparate anbieten, bei denen Traubenkernextrakt zusammen mit Vitamin C oder E in einer Kapsel abgefüllt wird. OPC ist ein natürlicher Verstärker von Vitamin C, und bei gleichzeitiger Gabe reicht ein Zehntel der täglich empfohlenen Menge an Vitamin C aus. Zudem ist OPC in der Lage, verbrauchte Vitamin-C-Moleküle durch eine Reduktions-Oxidations-Reaktion (Redox-Reaktion) bis zu zehn Mal zu regenerieren (3). Durch die gleichzeitige Einnahme von OPC und Vitamin C verstärken sich beide Substanzen gegenseitig: Vitamin C verstärkt die Gefäßschutzwirkung von OPC und OPC vervielfacht die Wirkung von Vitamin C.

 

 


 

OPC und Vitamin C sollten zusammen eingenommen werden - Bei Kombipräparaten sollte man jedoch eine Sache wissen!

Auf den ersten Blick scheinen OPC-Vitamin-Kombiprodukte sinnvoll und praktisch: Man nimmt OPC zusammen mit Vitamin C ein, wodurch sich die Einzelwirkungen der jeweiligen Bestandteile synergistisch ergänzen und potenzieren. Das Problem bei solchen Kombinationspräparaten ist jedoch, dass man sich nicht sicher sein kann, ob die deklarierten OPC-Werte stimmen. Eine Analyse des Instituts für Lebensmittelchemie der TU Braunschweig, die auf den Recherchen einer amerikanischen Expertengruppe (THE GRAPE SEED METHOD EVALUATION COMMITTEE (2001)) basiert, konnte aufzeigen, dass in die angegebenen OPC-Werte bei OPC-Vitamin-Kombipräparaten nicht dem nachträglich ermittelten OPC-Wert entspricht (5,6).

Zehn auf dem deutschen Markt erhältliche OPC-Vitamin-Kombipräparate wurden mit einer neu entwickelten Analysemethode, der sogenannten HPLC-Bestimmung (Diolphase), auf ihren OPC-Wert untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass der wirklich vorhandene OPC-Wert bei allen zehn Produkten nur einen Bruchteil der auf der Produktbeschreibung deklarierten Menge betrug (5). Der Grund für solche falschen Angaben liegt einerseits in den bisher verwendeten Analyseverfahren, die nur unzureichend geeignet sind, um den wirklichen OPC-Gehalt zu messen und andererseits wurden die Messergebnisse durch die Vitaminbeigaben zusätzlich verfälscht. Das Ergebnis ist, dass in allen Fällen von den Produktherstellern viel höhere OPC-Werte ermittelt und deklariert wurden als eigentlich im Produkt enthalten sind.

 

 


 

Unzureichend Analyseverfahren führen zu den falschen Messergebnissen

Bereits im Jahr 2001 hat die amerikanische Expertengruppe „The Grape Seed Method Evaluation Committee“ festgestellt, dass die bisher verwendeten Analyseverfahren zur Ermittlung des OPC-Gehalts von Nahrungsergänzungsmitteln keine genauen Ergebnisse liefern (5,6). Demzufolge sind die Angaben der meisten Produkte, die den OPC-Gehalt pro Kapsel anzeigen, falsch. Das Problem bei den bisherigen Messmethoden war, dass es bislang keine genaue Definition von OPC gibt. OPC (Oligomere Proanthocyanidine) gehören wie monomere und polymere Proanthocyanidine zu den Polyphenolen der Gruppe der Flavan-3-ole und unterscheiden sich von den beiden letzteren durch die Anzahl ihrer Molekülketten (7). Bislang fehlt eine exakte Definition, ab welcher Kettenlänge man von „oligomeren Proanthocyanidinen“ spricht und ab wann man die Bezeichnung „polymere Proanthocyanidine“ zum Tragen kommt. Monomere Proanthocyanidine bestehen aus einem („mono“) Flavan-3-ol-Molekül, Dimere Proanthocyanidine bestehen aus zwei Molekülen und zählen damit faktisch bereits zu den oligomeren Proanthocyanidinen. Doch ab wie vielen Molekülen man die Bezeichnung polymere Proanthocyanidine verwendet, wurde bislang nicht festgelegt.

Mit den bisherigen standardisierten photometrischen Mess- und Analyseverfahren (Vanillin Assay, Bate-Smith Assay, Folin-Ciocalteu) bestand zudem keine Möglichkeit zur Quantifizierung des OPC-Gehalts von Nahrungsergänzungen, da bei diesen Methoden bestenfalls der Gesamtgehalt an Phenolen und Proanthocyanidinen ermittelt werden konnte (8). Welche Arten von Proanthocyanidinen im Gesamtphenolgehalt vorkommen und wie lange die einzelnen Ketten von Flavan-3-ol-Molekülen sind, kann damit jedoch nicht festgestellt werden, wodurch es bislang unmöglich war, den genauen Gehalt an oligomeren Proanthocyanidinen (OPC) in einem Produkt zu bestimmen. Bei der Untersuchung von OPC-Vitamin-Kombipräparaten führen die bisher verwendeten photometrischen Verfahren ebenfalls zu falschen Ergebnissen, da die Vitaminbeigaben einen höheren Phenol- und Proanthocyanidingehalt vortäuschen. Zu diesen Ergebnissen kamen die Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittelchemie der TU Braunschweig aufgrund der neu entwickelten HPLC-Bestimmung (Diolphase), mit der die einzelnen Proanthocyanidingruppen genau bestimmt werden können.

 


 

EIN NEUES MESSVERFAHREN ERMÖGLICHT GENAUE AUSSAGEN ÜBER DEN GEHALT AN PROANTHOCYANIDINEN

Die neu entwickelte HPLC-Bestimmung (Diolphase) ermöglicht eine exakte Bestimmung, welche Proanthocyanidingruppen in einem OPC-Produkt enthalten sind. Folgende Proanthocyanidingruppen lassen sich mit der HPLC-Bestimmung genau quantifizieren: Monomere, galloylierte Monomere, Dimere, galloylierte Dimere, Trimere, Tetramere, Pentamere und „Polymere“ (9,10). Als „Polymere“ bezeichnen die Wissenschaftler der TU Braunschweig alle Proanthocyanidingruppen, die eine Molekülkettenlänge von mehr als 5 Flavan-3-ol Einheiten enthalten. So lassen sich von nun an quantitative Daten über die Verteilung der einzelnen Proanthocyanidingruppen ermitteln, was gezielte Aussagen über den Anteil von nieder- (Mono- bis Pentamere) und hochmolekularen Proanthocyanidinen in einem Produkt möglich macht. Dadurch ist auch die Lebensmittelüberwachung in der Lage, Stichproben zu machen und die Hersteller abzumahnen, die kommerziell bedingte Wettbewerbsverzerrung betreiben, indem sie falsche, viel zu hohe OPC-Werte deklarieren.

Da nun die Möglichkeit besteht die einzelnen Proanthocyanidingruppen in einem OPC-Produkt genau zu bestimmen, können auch konkrete Aussagen über die Bioverfügbarkeit der enthaltenen OPC-Moleküle gemacht werden. Nach dem momentanen Stand der Wissenstand sind nur die dimeren bis tetrameren OPC-Gruppen für den menschlichen Körper bioverfügbar. Produkte, die einen hohen Gehalt an dimeren bis tetarmeren OPCs enthalten, können demnach als hochwertiger und wirksamer deklariert werden als Produkte, in denen hauptsächlich Monomere und Polymere enthalten sind umfassen (11,12,13).

 

 

 

 


 

Auch bei OPC-Vitamin-Kombipräparaten lassen sich genaue OPC-Werte ermitteln

Mit der neuen HPLC-Bestimmung kann auch die exakte quantitative Verteilung der einzelnen Proanthocyanidingruppen mit ihren unterschiedlich langen Flavan-3-ol Einheiten in einem OPC-Vitamin-Kombipräparat genau bestimmt werden und falsche Messergebnisse durch die Vitaminbeigaben können deshalb in Zukunft ausgeschlossen werden. Bis alle auf dem deutschen Markt erhältlichen OPC-Vitamin-Kombipräparate mit der HPLC-Bestimmung genau analysiert und die Ergebnisse auf den Produktbeschreibungen korrigiert sind, wird es wohl noch eine Weile dauern. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, sollten Verbraucher von OPC-Produkten jedoch vorläufig lieber auf OPC-Vitamin-Kombipräparate verzichten und stattdessen reine hochwertige OPC-Produkte und zusätzlich Vitamin C einnehmen. So kann man die synergistische Wirkung von OPC zusammen mit Vitamin C eingenommen nutzen und sicher sein, dass der deklarierte OPC-Gehalt auch im Produkt enthalten ist.

 


 Autor: Chris F.

 

Quellen und Studienverweise


(1) Free radicals and grape seed proanthocyanidin extract: importance in human health and disease prevention.
(2) Res Commun Mol Pathol Pharmacol. 1997 Feb;95(2):179-89. „Oxygen free radical scavenging abilities of vitamins C and E, and a grape seed proanthocyanidin extract in vitro.“ Bagchi D, Garg A, Krohn RL, Bagchi M, Tran MX, Stohs SJ.
(3) Alexander Rucker, Anne Simons, “Gesund länger leben durch OPC”, 7. aktualisierte Auflage 2012, Maya Media Verlag <
(4) Uchida, Edamatsu et. al.: „Condensed tannins scavage active oxygen free radicals“, Med. Sci. Res. (15) 1987, pp. 831f.
(5) DLR, “Ein Beitrag zur Charakterisierung von Traubenkernextrakten“, von Stefanie Kuhnert und Peter Winterhalter, Institut für Lebensmittelchemie, TU Braunschweig
(6) The Grape Seed Method Evaluation Committee, Grape Seed Extract White Paper. Under the Auspices of NNFA ComPli. (2001).
(7) Aron, P. M. and J. A. Kennedy (2008) "Flavan-3-ols: Nature, occurrence and biological activity." Molecular Nutrition and Food Research 52(1): 79-104.
(8) MUCHUWETI et al. (2005)
(9) Kuhnert, S., L. Lehmann, P. Winterhalter (2015) "Rapid characterisation of grape seed extracts by a novel HPLC method on a diol stationary phase." Journal of Functional Foods 15: 225-232.
(10) Kuhnert, S. (2015). "Semisynthetische Darstellung von Proanthocyanidinen und ihre Quantifizierung in Nahrungsergänzungsmitteln". Dissertation Technische Universität Braunschweig. Cuvillier Verlag, Göttingen. 2015
11) Deprez, S., I. Mila, J.-F. Huneau, D. Tome, A. Scalbert (2001) “Transport of proanthocyanidin dimer, trimer and polymer across monolayers of human intestinal epithelial Caco-2-cells.” Antioxid. Redox Signaling 3: 957-967.
(12) Ou, K., S.S. Percival, T. Zou, C. Khoo, L. Gu (2012) “Transport of cranberry A-type proanthocyanidin dimers, trimers and tetramers across monolayers of human intestinal epithelial Caco-2-cells. J. Agric. Food Chem. 60: 1390-1396.
(13) Ou, K., L. Gu (2014) “Absorption and metabolism of proanthocyanidins”. Journal of

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